Bildungsakteure bitten Betriebe, auch kurzfristig
Praktikumsplätze für Jugendliche dringend gesucht
Um auf den hohen Bedarf aufmerksam und die besonderen Herausforderungen deutlich zu machen, vor denen nicht nur neuzugewanderte Jugendliche an den Gemeinschaftsschulen im Kreis stehen, wenn sie Plätze für ihr Berufsorientierungspraktikum suchen, lud die Koordinierungsstelle zur integrationsorientierten Aufnahme (KosiA) der Kreisverwaltung in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaftsschule Mölln zu einem Treffen beteiligter Akteure ein, um den gegenseitigen Austausch zu fördern.
Zugleich wurde mit Oliver Augustin der neue Koordinator für Bildungsangebote für Neuzugewanderte der Kreisverwaltung vorgestellt.
„Wir wünschen uns Unterstützung für alle unsere Schülerinnen und Schüler, aber die Neuzugewanderten benötigen unsere besondere Hilfe“, so Jörg-R. Geschke, Lehrer und Koordinator für Berufsorientierung an der Gemeinschaftsschule Mölln. Ihm pflichteten Schulrätin Katrin Thomas und Bettina Röper, Kreisfachbeauftragte für Berufsorientierung, bei und ergänzten, dass die Lehrpläne zwar die Themen Berufseinstieg und –orientierung im Unterricht verankerten, aber die praktische Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler entscheidende Wichtigkeit hätte. Positiv stellten sie heraus, dass bereits viele Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben mit dem Ziel existierten, Praktikumsplätze anzubieten. Ein solcher Partner der Gemeinschaftsschule Mölln ist der Betrieb „MeisterMetall“ aus Breitenfelde, von Thorsten Przybyl. Przybyl lobte die gute Zusammenarbeit mit der Schule und erläuterte, warum für ihn die Ermöglichung von Praktika und Ausbildungsplätzen in seinem Betrieb eine Selbstverständlichkeit wäre. Herr Carl Mahler, ehrenamtlich unterstützt er seit eineinhalb Jahren Flüchtlinge auf der Suche nach Arbeit, Ausbildungs- oder eben auch Praktikumsplätzen im Rahmen der Initiative „Willkommenskultur Mölln“, berichtete, dass nicht nur das Finden einer Stelle ein Erfolg ist – auch die Vernetzung der Neuzugewanderten mit der vorhandenen Bevölkerung durch gemeinsame Veranstaltungen sowie die steigende Akzeptanz bei den Unternehmen der Region durch die Vermittlungsarbeit seien ermutigend. Insgesamt waren sich alle Beteiligten einig, dass Unvoreingenommenheit und Einander-Helfen Schlüssel zum Erfolg sind. „Wir als Schulen freuen uns, wenn Betriebe zu uns Kontakt aufnehmen würden, um kurzfristig Praktikumsmöglichkeiten anzubieten“, fasste Jörg-R. Geschke den Aufruf zusammen und ergänzte: „Wer zudem Interesse an der Unterstützung von Schülerinnen und Schülern als „Praktikums-Lotse“, also als zeitlich befristeter Begleiter und Ratgeber bei der Suche nach einem Praktikumsplatz oder während des Praktikums, hat, sollte sich bei den Schulen oder ehrenamtlichen Helferkreisen für die Flüchtlingsaufnahme im Umfeld melden.“
Darüber hinaus nutzte Karsten Fries, Leiter des Fachdienstes Soziale Leistungen der Kreisverwaltung die Gelegenheit, Oliver Augustin als neuen Mitarbeiter dort vorzustellen. „Wir freuen uns, mit Oliver Augustin einen neuen Mitarbeiter für den Bereich Bildungsangebote für Neuzugewanderte in der Koordinierungsstelle zu haben“, so Karsten Fries. Die Stelle des Bildungskoordinators wird für die kommenden zwei Jahre durch eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert und der Kreis erhofft sich neben der Erstellung eines Bildungskonzepts eine Förderung und noch bessere Abstimmung der existierenden Angebote unterschiedlicher Träger für diese Zielgruppe. „Im Bereich der Bildung, einem zentralen Feld für das Gelingen der Integration, wird es darauf ankommen, Angebote und Bedarfe passgenau zusammenzuführen. Dazu ist die Einbeziehung der Neuzugewanderten als Bedarfsträger genauso wichtig wie die enge Information, Kooperation und Abstimmung der zahlreichen Anbieter untereinander und mit weiteren Akteuren wie Politik, Verwaltung, Sozialverbänden oder Migrantenorganisationen. Hier wird der Koordinierungsstelle eine wichtige Aufgabe zukommen“, beschrieb Oliver Augustin seine Aufgabe.
Zusätzliche Hintergrundinformationen:
Im Rahmen ihrer Schulzeit sollen Schülerinnen und Schüler auf die Arbeitswelt vorbereitet werden, ihre Neigungen und Talente erforschen sowie Ideen für die Berufswahl entwickeln. Hierfür sind Berufsorientierungspraktika in Betrieben und Unternehmen, die meist um die zwei Wochen dauern und häufig mit Potentialanalysen und weiteren Beratungen für die Teilnehmer*innen verknüpft sind, ein wichtiges und wirksames Hilfsmittel. Diese werden an vielen Schulen in den Klassenstufen 8 und 9 angeboten.
Ist es für deutschstämmige Schülerinnen und Schüler allein schon nicht einfach, eine passende Stelle für solch ein Praktikum zu finden, so stehen Jugendliche mit Migrations- und speziell Fluchthintergrund häufig vor enormen vor allem sprachlich bedingten Schwierigkeiten. Obwohl fremdsprachige Schülerinnen und Schüler bereits einen etwa einjährigen Kurs „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ) absolviert haben, bevor sie in eine Regelklasse integriert werden, bestehen weiterhin noch Unsicherheiten in der deutschen Sprache. Dazu kommt häufig die Unkenntnis der deutschen Arbeitskultur und über das duale Ausbildungssystem. Auch die Eltern, für die dieselben Vorzeichen gelten, können kaum eine Hilfe sein. Da diese Schülerinnen und Schüler beispielsweise zum Halbjahr in die Regelklassen integriert wurden, müssen Praktikumsplätze häufig sehr kurzfristig gefunden werden, was die Sache noch schwieriger macht.
Erreichbarkeit der Koordinationsstelle für Bildungsangebote für Neuzugewanderte in der KosiA:
Kreisverwaltung Herzogtum Lauenburg
Herr Oliver Augustin
Telefon: 04541 / 888-653, E-Mail: augustin@kreis-rz.de
Barlachstraße 2
23909 Ratzeburg