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Gleichstellung in Zeiten des Wandels/ Mit Frauen Zukunft gestalten

Ich berichte hier von diesem Symposium zu dem der Deutsche Frauenrat am 20. Juni in Berlin eingeladen hatte. Dr. Beate von Miquel (Vorsitzende des Deutschen Frauenrates) eröffnete die Veranstaltung mit einem kurzen Rückblick, einem „wo stehen wir jetzt“ und einem Ausblick in die Zukunft in schwieriger werdenden Zeiten. Das Grußwort kam von Karin Prien unserer Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Frau Prien hob hervor, dass sie nun seit nunmehr sechs Wochen im Amt sei und ihr gerade dieses Thema besonders am Herzen liegt. Sie versprach sich kraft ihres Amtes auch gerade dafür einzusetzen. In Impulsvorträgen wurde das Thema Gleichstellung aus vielen Blickwinkeln beleuchtet und auch wissenschaftlich dargestellt. Mitgenommen habe ich viele offene Fragen und gute Ansätze. „Kann der Wandel gelingen?“. Das „Gespräch“ ist quasi die erste Antwort! Doch es gibt immer noch eine Angst vor Kontrollverlust und es mangelt an Strategien für den Wandel. Diese sind bisher zu abstrakt und wir Frauen fühlen sie bisher nicht als Hoffnung. Es gilt der Machtkonzentration einer von Männern dominierten Welt entgegenzutreten, daran wird schon lange gearbeitet und die Schnecke der Veränderung kommt hier langsam voran. Wichtig ist, sie kommt voran und das Pendel der Veränderung darf nicht zur Umkehr führen. Es gilt wachsam zu sein, denn der Wunsch nach Gerechtigkeit, ja das Verlangen der Gesellschaft, dass es gerecht zugeht, spürt heute jede/r in der öffentlichen Debatte. Es wird das Ende des weiter so gefordert, was oft zu Polarisierung führt und auch in Richtungen die sich keiner wünscht. Wir Frauen möchten für die Veränderung kämpfen, sind aber wie es sich zeigt noch nicht in Bestform! Wir müssen dahin kommen Demokratie nicht nur zu konsumieren, andere Arten der Kommunikation ausprobieren und es wird sich zeigen, was wir am Ende durchsetzen. Vielen geht die Veränderung zu schnell und sie möchten dagegenhalten, sie gar verbieten. Aber die Veränderung ist da. Sie zu managen ist eine große Herausforderung, denn sie lässt sich nicht aufhalten und nur bedingt steuern. Dazu kommt die Digitalisierung die alles wahnsinnig beschleunigt. Derzeit kommen Einflüsse wie Deglobalisierung, Entdemokratisierung und Dekarbonisierung (Wegnahme von fossilen Brennstoffen) dazu. Die Chance für Europa ist der große Wirtschaftsraum, vorhandene Infrastrukturen und die vielen Menschen die hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Derzeit gibt es so viele Transformationsprozesse, dass die Gesellschaft das Gefühl hat, alles rauscht an ihr vorbei. Geschlechtergerechte Transformationsprozesse kommen nicht von alleine. Bisher hat die Gesellschaft gedacht Diversität und Gleichberechtigung könnten wir uns auch noch leisten. Die Kassen sind leer und jetzt sind Bewegungen von rechts dazugekommen, die genau diese Bewegungen nicht wollen. Es stellt sich auch die Frage, wie weit die Gesellschaft bereit ist diesen Weg gesteuert mitzugehen. Warum haben die Menschen das Gefühl, das es ungerecht zugeht? Carearbeit fließt nicht in das Bruttoinlandsprodukt ein, dass muss sich ändern. Carearbeit muss sichtbar und messbar gemacht werden. Es stellt sich auch die Frage wie der Fachkräftemangel behoben werden kann. Nachteile der Zweitverdiener, Bildung verbessern, Ehegattensplitting und die Möglichkeit für Frauen ganztags zu arbeiten sind große Felder, die es zu bestellen gilt.

Parteiübergreifende Allianzen sind hier gefordert und proaktives Denken. Wir brauchen die Bildung attraktiver konsensfähiger Zukunftsbilder. Wenn wir anfangen ehrlicher miteinander zu reden, können wir alles erreichen, ja auch die Bürger sollten mehr in die Eigenverantwortung genommen werden. Wir müssen in Synergien denken und nicht in Ressourcen. Es wird gesagt Frauen sind aufopfernd und führsorglich, Männer technisch-lösungsorientiert. Solange sich Frauen diesem System unterordnen wird nichts passieren. Wir Frauen sind bereit für den Wandel der niemanden zurücklässt, wir müssen den Wandel schaffen mit dem Werkzeugkasten den wir gerade erst zusammenstellen. Veränderung klug gestalten, kein Gesetz ersetzt das persönliche Gespräch. Gleichstellung ist nicht das Sahnehäubchen wenn es gut läuft, sondern die Voraussetzung dafür das es überhaupt läuft.

Bericht von Petra Oesterreich