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Die Gleichstellungsbeauftrage des Kreises, Elke Hagenah, verabschiedet sich zum 31.7.2020 aus dem aktiven Dienst

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Vor etwa 10 Jahren trat ich meine Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Herzogtum Lauenburg mit viel Begeisterung für die Sache an und ich bin dankbar, dass mir dieser Enthusiasmus nie abhandengekommen ist. Nun beginne ich die Passivphase meiner Altersteilzeit und verabschiede mich aus dem aktiven Dienst.
„Der Fortschritt ist auch beim Thema Gleichstellung eine Schnecke“ sagte die damalige Bundesministerin Frau Dr. Barley anlässlich des Weltfrauentages am 8. März 2018. Und der Tagesspiegel rechnete am 17.12.2019 vor, dass die Vollendung der Gleichberechtigung in Deutschland „noch mindestens 95 Jahre dauern wird“. Dies sehen wir deutlich im Erwerbsleben. Noch immer klafft eine gewaltige Lohnlücke, da weiterhin deutlich mehr Frauen als Männer in schlecht bezahlten Care- Berufen (z.B. Pflege, Kita,) und im Einzelhandel arbeiten. Die Corona Krise hat es deutlich gemacht. Frauen übernehmen den größten Teil der häuslichen Sorgearbeit und sind unmittelbar abhängig von einer guten und auskömmlichen Infrastruktur (z.B. Kinderbetreuung und öffentlicher Nahverkehr). Und auch die Alleinerziehenden sind zu ca. 90 % weiblich. Selbst in den politischen Gremien von der Kommunal- bis zur Bundesebene liegt der Frauenanteil meist nur bei 10 bis 30%.

All dies hat mich aber nie abgehalten, der „Schnecke Beine zu machen“ um im Bild zu bleiben. Sorgen, dass mir irgendwann die Arbeit als Gleichstellungsbeauftagte ausginge, hatte ich nie. Lange Zeit, von 2010 bis Ende 2018 arbeitete ich allein mit einer halben Stelle im Gleichstellungsbüro. In den letzten 1,5 Jahren habe ich nun dank einer Gesetzesänderung eine Kollegin, Frau Petra Oesterreich. Sie wird ab Sommer zusätzlich meine freiwerdende halbe Stelle übernehmen.

Was hat mich in den letzten 10 Jahren bewegt? Was waren meine Tätigkeiten?
Zum einen war ich Teil der Kreisverwaltung und als solcher eingebunden in die Personalarbeit. Ich bot eine Sprechstunde an und ich arbeitete themenbezogen in den politischen Gremien mit.
Nach außen hin wurde meine Arbeit durch Projekte und Veranstaltungen sichtbar. Diese habe ich- immer in Kooperation-  mit meinen Kolleginnen der anderen kreisangehörigen Kommunen, den Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen, den Beauftragten für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit, der Fraueninitiative Geesthacht und dem evangelischen Frauenwerk zusammen organisiert.
Meine Leitlinien dabei waren immer:

  1. Frauen sichtbar machen
  2. auf Missstände hinweisen
  3. Projekte entwickeln, um diesen Missständen entgegen zu wirken.

Unter den ersten Punkt fallen z.B. Veranstaltungen und eigene Vorträge zu 100 Jahre Frauenwahlrecht und internationalem Frauentag; Ausstellungsmöglichkeiten für Künstlerinnen des Kreises und vieles mehr.
Auf Missstände aufmerksam machte ich u.a. in der politischen Ausschussarbeit, durch Pressemitteilungen und durch Veranstaltungen wie Kamingespräche im politischen Raum. Aber auch die Mitarbeit bei offenen Briefen zu den Themen Verhütungsmittel für Menschen mit niedrigem Einkommen und Abbau der ehrenamtlichen Strukturen zur Integration von Geflüchteten war mir ein Anliegen.
Zur dritten Kategorie gehört sicherlich als Highlight das Projekt KopF, kommunalpolitisches Netzwerk für Frauen, heute ein eingetragener Verein. Dieser Verein will Frauen vernetzen, motivieren, stärken und schulen, um sich politisch in den kommunalpolitischen Gremien zu betätigen. KopF e.V. arbeitet seit mehreren Jahren sehr erfolgreich.

Auch an die vielen Jobmessen im Südkreis erinnere ich mich gern. Hier gelang es regelmäßig viele Frauen anzusprechen und sie zum Wiedereinstieg nach der Familienphase zu informieren.

Und im letzten Jahr durfte ich noch einmal ein Herzensprojekt begleiten, den Aufbau einer „Omas gegen rechts“ Gruppe im Kreis Herzogtum Lauenburg.
Gleichstellungsarbeit ist oft erfüllend, wenn ein Projekt Früchte trägt wie z.B. KopF oder die „Omas gegen rechts“. Aber sie erfordert auch immer die Bereitschaft, für eine gute Sache die Stimme zu erheben und notfalls auch Widerstände auszuhalten.
Mir hat die Arbeit viel Freude bereitet, ich hatte oft das Gefühl „etwas zu bewegen“. Und wenn es einmal schwierig wurde, so hatte ich immer die Überzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen.
Die Coronaepedemie verwehrt es mir leider, mich persönlich von vielen Weggefährt*innen zu verabschieden.
Ich bedanke mich bei allen Kolleg*innen der Kreisverwaltung, vor allem dem Fachdienst Personal und dem Landrat, Dr Mager, bei der Politik und insbesondere auch bei meinen vielen Mitstreiter*innen aus den anderen Kommunen/Beratungsstellen und anderen Strukturen.

Meiner Kollegin wünsche ich viel Glück, Erfüllung und Erfolg auf dieser herausfordernden Stelle.
Ich verabschiede mich und sage tschüss

Elke Hagenah