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Datum: 31.10.2013

Wie viel Dänemark steckt im Lauenburgischen?

Wie viel Dänemark steckt im Lauenburgischen? Mit dieser Frage reisten am Samstag, 26. Oktober 2013, etwa 25 Mitglieder der Deutsch-Dänischen Gesellschaft in Celle nach Ratzeburg und ließen sich von Kreisarchivarin Cordula Bornefeld auf die Spuren dänischer Geschichte setzen.

Direkt vor dem Treffpunkt Altes Kreishaus erinnert eine Steintafel an die Zerstörung Ratzeburgs durch die Dänen im Jahr 1693, die nur der Dom, die St. Petri-Kirche und wenige Wohnhäuser überstanden hatten, wenn auch mit großen baulichen Schäden. Erst danach wurde die Stadt so wieder aufgebaut, wie wir sie heute zumindest vom Grundriss her kennen.

Aber auch die etwa 50 Jahre andauernde Verbindung Lauenburgs zu Dänemark haben jede Menge Spuren im heutigen Kreis hinterlassen. Es war die Zeit, in der der dänische König gleichzeitig in Personalunion Herzog von Lauenburg war (1816-1865) und in vielen unterschiedlichen Bereichen die Initiative für Neugründungen und Verbesserungen ergriff. Gleich bei einem seiner ersten Besuche veranlasste König Friedrich VI. den Abbau der Festungsanlagen auf der Ratzeburger Insel, an welchen Vorgang noch heute der Straßenname „Demolierung“ erinnert oder den Abbruch der langen Brücke, die durch den aufgeschütteten „Königsdamm“ ersetzt wurde. Aber auch die Förderung des Schulwesens lag dem König am Herzen, so entstehen in dieser Zeit die Ratzeburger Stadtschule (1829) als erstes zentrales Schulgebäude in der ehemaligen dänischen Kaserne in der Schrangenstraße, ein Präparandeninstitut für die Lehrerausbildung wird 1845 gegründet und auch die Ratzeburger Gelehrtenschule nimmt im selben Jahr ihren Betrieb auf.

König Christian VIII. zeigt sich verantwortlich für wichtige Strukturmaßnahmen wie den Chausseebau, der Grundlage für die noch heute vorhandenen großen Straßenlinien ist, und das Eisenbahnnetz, welches eine immense Verlagerung des Warentransports vom Schiff auf die Eisenbahn zur Folge hat. Hinzu kommen Neuansiedlungen von Industrie und Gewerbebetrieben vor allem im Südkreis, wie zum Beispiel der Schiffsbau, die Zündholzfabrik in Lauenburg oder die Eisengießerei in Mölln.

Trotz Zensur werden in diesen Jahrzehnten die ersten Zeitungen (Privilegierter Lauenburgischer Anzeiger) herausgegeben, es werden Vereine gegründet (Möllner Turnerschaft), in denen man Sport treibt, um Geist und Körper zu stählen, und Bürgervereine (Ratzeburg, Mölln) werden der Ort für politische und gesellschaftliche Diskussionen. So entstehen in der Bevölkerung zunehmend Bindungen, die zum ersten Mal nicht von „oben“ angeordnet werden.

Problematisch werden die Revolutionsjahre 1848/49, in denen die Lauenburger sich intensiv zu einem deutschen Vaterland hingezogen fühlen, müssen aber erkennen, dass sie ohne ihren dänischen Landesherrn keinen souveränen Staat mit eigener politischer  Durchsetzungskraft darstellen.

Die Neuerungen in den dänischen Jahren sind für das Herzogtum Lauenburg sehr vielfältig, welche häufig nur gegen den ausgesprochenen Willen der lauenburgischen Ritter- und Landschaft zustande kamen - von einem Prozess der Dänisierung wie etwa im Herzogtum Schleswig haben die Dänen stets abgesehen.