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Datum: 23.08.2012

Weiterverbreitung von multiresistenten Erregern verhindern

Die Weiterverbreitung von multiresistenten Erregern (MRE) verhindern, ist das Ziel des Kreisgesundheitsamtes. „Seit den 80er Jahren hat die Häufigkeit von Infektionen mit sogenannten Methicillin-resistente Staphylokokken (MRSA) in Deutschland dramatisch zugenommen. In jüngster Zeit sind zunehmend auch andere Bakterien gegen Antibiotika resistent geworden, wie der jüngste Fall der Bremer Frühgeborenenstation zeigt“, so Dr. Eckhart Fink, Amtsarzt und Leiter des Fachdienstes Gesundheit in der Kreisverwaltung. „Eine einzelne Einrichtung kann diesem Problem nicht Herr werden. Daher hat sich im vergangenen Jahr unter Federführung des Kreisgesundheitsamtes das „MRE-Netzwerk Herzogtum Lauenburg“ gegründet. In unserem Netzwerk arbeiten die Kliniken, die niedergelassenen Ärzte, die Kassenärztliche Vereinigung, die Ärztekammer, das DRK als Träger des Rettungsdienstes, die Alten- und Pflegeheime und die ambulanten Pflegedienste des Kreises sektorenübergreifend und kooperativ zusammen.“


 
Auch der Kreis Herzogtum Lauenburg sei nach den Worten Finks keine Insel der Glückseligkeit. „Wir haben wiederholt MRE-Infektionen auch im Kreis Herzogtum Lauenburg feststellen müssen.“
 
„Vor diesem Hintergrund müssen wir die Weiterverbreitung von multiresistenten Erregern konsequent bekämpfen“, so Fink. Das MRE-Netzwerk erarbeitet deshalb in verschiedenen Arbeitskreisen Standards für alle Einrichtungen des Gesundheitswesens im Kreis Herzogtum Lauenburg unter Beachtung der Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) und des Robert-Koch-Institutes (RKI).
 
„So wurde ein Übergabebogen für MRSA-Patienten erarbeitet, der kreisweit und flächendeckend seit November 2011 von den Einrichtungen der Patientenversorgung genutzt wird, um die MRSA-Problematik im Kreis zurück zu drängen. Hierzu ist eine gute patientenbezogene Kommunikation wichtig, der vom Netz eingeführte Überleitungsbogen das exzellente konkrete Werkzeug“ zog Fink eine erste Bilanz ein Jahr nach der Gründung des Netzwerkes.
 
Außerdem verwies der Ratzeburger Amtsarzt auf zwei sektorenübergreifende Fortbildungen im Mai für den ambulanten Bereich zum Thema „MRSA-Management und sektorenübergreifende Zusammenarbeit in Arztpraxis, Altenheim und ambulantem Pflegedienst“, die mit über 100 Fachteilnehmern gut besucht waren und sehr gut ankamen.
 
Da nach Auffassung des Mediziners die zu häufige Einnahme von Antibiotika ein wesentlicher Grund für die Ausbreitung der multiresistenten Erreger ist, soll der Umgang mit diesen Arzneimitteln angegangen werden. „Wir müssen sowohl die Ärzteschaft als auch die Verbraucher über den Umgang mit Antibiotika sensibilisieren. So werden diese in unserem Kreis im Vergleich zu Schleswig-Holstein überdurchschnittlich verordnet. Viele Infektionskrankheiten bei Kindern und Jugendliche werden zu oft mit Antibiotika behandelt Deshalb wollen wir zunächst gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung eine Informationskampagne für Eltern starten, Gerade bei diesen besteht hier ein großer Informationsbedarf. Weiter erfolgt in Kooperation mit dem Robert Koch-Institut in Berlin im Herbst eine Befragung aller niedergelassenen Ärzte des Kreisgebiets zum Antibiotikagebrauch. Die Ergebnisse werden dann in die Netzwerkarbeit eingespeist. Für den 24 Oktober ist darüber hinaus in Zusammenarbeit mit dem DRK-Krankenhaus Ratzeburg, dem Johanniter Krankenhaus Geesthacht und dem Labor Dr. Kramer eine Bürgertelefonaktion geplant. Die Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, Ihre Fragen Fachleuten zu stellen und kompetente Antworten zu erhalten.“
 
„Wir müssen der tödlichen Bedrohung durch multiresistente Erreger in Deutschland Herr werden. Mehr als 20.000 - 40.000 Tote jährlich mit der Ursache MRE sind einfach zu viel. Im Straßenverkehr verzeichnen wir jährlich etwas mehr als 4.000 Tote. Die Niederlande und Skandinavien sollte unser Vorbild sein, die eine vorbildliche Prävention in Sachen MRE betreiben“, so Dr. Eckhart Fink abschließend.

Weitere Informationen zu Multiresistenten Erregern und dem MRE-Netzwerk Herzogtum Lauenburg