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Serie 150 Jahre Kreise in Schleswig-Holstein: Der Herzog lässt grüßen

Serie 150 Jahre Kreise in Schleswig-Holstein – Wir stellen die Kreisarchive vor!

Teil 10 Kreisarchiv Herzogtum Lauenburg - Der Herzog lässt grüßen

 Von Bettina Albrod

Das Kreisarchiv Herzogtum Lauenburg trägt seine Historie im Namen: Hervorgegangen ist der Kreis aus dem Territorium des alten Herzogtums der Askanier, deren Linie 1689 erlosch, so dass in der Folge der Kurfürst von Hannover, der König von Dänemark und schließlich der preußische König das Herzogtum mitregierten, bevor es 1876 in den Grenzen des heutigen Kreises aufging. So kann das Kreisarchiv auf die lange Tradition eines regional geschlossenen Verwaltungsbezirks zurückgreifen. Bis heute sind weite Teile des Grundbesitzes des Kreises deckungsgleich mit den Flächen, die auch den einstigen herzoglichen Besitz, das Domanium, ausmachten. „Die Übertragung der Domänen auf den Kreis stellt die wesentliche Besonderheit des Kreises dar“, erklärt Cordula Bornefeld, seit 24 Jahren Leiterin des Kreisarchivs. „Damit hat der Kreis Herzogtum Lauenburg eine völlig andere Geschichte als die anderen Kreise in Schleswig-Holstein.“

Älteste Urkunde von 1585 

Das Kreisarchiv ist Spiegelbild der Geschichte des Herzogtums Lauenburg, fasst Bornefeld zusammen. Denn die Geschlossenheit des Gebiets findet sich in der Geschlossenheit der Bestände des Kreisarchivs wieder, dessen älteste Urkunden bis 1585 zurückreichen. „1585 haben sich Ritterschaft und Landschaft (RuL) zusammengeschlossen, um im Gegenzug für finanzielle Zugeständnisse an die Lauenburgischen Herzöge Rechte und Privilegien auszuhandeln. Ein Mitspracherecht bei allen wichtigen Angelegenheiten wurde der RuL zugestanden“, erläutert Cordula Bornefeld. „Diese Rechte ließen sie sich von jedem neuen Herrscherhaus schriftlich bestätigen, bevor sie dem neuen Herzog huldigten.“ Die Belege darüber, die Landesrezesse, lagern im Archiv, das mit rund 200 historischen Urkunden einen beträchtlichen Bestand an seltenen alten Unterlagen aufweisen kann. Was andere Archive als Rarität haben, ist hier die Regel.

Nur der Sachsenwald fehlt heute: Den schenkte der preußische König 1871 Otto von Bismarck in Anerkennung seiner Dienste um die Reichsgründung. Auch bei der Archivverwaltung ist der Kreis Herzogtum Lauenburg Vorreiter, hier gab es aufgrund der vielen Akten bereits 1925 mit Dr. Ferdinand Gerhard einen hauptberuflichen Archivar, der damals allerdings auch noch für das Museum, die Kultur und die Volkshochschulen zuständig war. Zum historischen Bestand des Archivs sind bei deren Auflösung die Gutsarchive von Groß Thurow, Rondeshagen, Seedorf, Gülzow, Kastorf, Klein Berkenthien, Müssen, Niendorf und Tüschenbek dazu gekommen, deren Unterlagen immerhin auch bis ins 17. Jahrhundert zurück reichen. „Wir haben außerdem einen großen historischen Kartenbestand, zu dem unter anderem die alten Verkoppelungskarten gehören“, ergänzt Cordula Bornefeld.

 

Moderne Partnerin der Verwaltung

Aus dem Umfeld des Museums hat sich das Kreisarchiv als moderne Partnerin der Verwaltung längst gelöst, auch wenn einige Archivalien sicher den Anspruch eines Museums erfüllen. 1925 schon entstanden die ersten Findbücher – in ihnen sind die Bestände des Archivs verzeichnet, um sie zu finden. Bis heute ist es Aufgabe eines Archivs, diese Aktenverzeichnisse zu aktualisieren, um den Zugriff zu ermöglichen. „Früher haben wir das mit Karteikästen gemacht, heute geht es per Computer natürlich viel schneller“, so die Diplom-Archivarin. In heutiger Zeit sind es die Kreistagsprotokolle, die aus Landesmitteln digitalisiert werden konnten, und die Akten der laufenden Verwaltung, die im Moment ihres Entstehens Kreisgeschichte werden. „Früher musste das Archiv die Akten einfordern“, erinnert sich die Archivarin an die Anfangszeit, „mittlerweile hat es sich im Bewusstsein verankert, dass ein Archiv das Recht auf die Akten hat.“ Viele Gespräche haben dazu geführt, dass Fachabteilungen und Archivarin mittlerweile im ständigen Austausch darüber sind, was weg kann und was ins Archiv gehört.

Erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit

Neben der Verwaltung sind es Chronisten, Ahnenforscher, Wissenschaftler, Journalisten und Studenten, die den Archivbestand und die Präsenzbibliothek mit rund 35.000 Bänden nutzen. Regionale Geschichte, komplette Zeitungsausgaben seit 1885, Plakate und Flugblätter oder Kopien von Kirchenbüchern gehören zu den Archivalien, die für immer konserviert werden. Dabei sammelt die Archivarin nicht nur ein, sondern gibt auch selber Dinge heraus: Zur Öffentlichkeitsarbeit gehören regelmäßig ein Tag der offenen Tür, Ausstellungen, Vorträge, die Zusammenarbeit mit Schulen oder die Aufzeichnung von Zeitzeugenberichten wie jüngst zum Mauerfall, um auch die jüngste Geschichte im Kreis zu dokumentieren.

Im Bestand des Kreisarchivs Herzogtum Lauenburg lagern etwa 100.000 Akten, zu denen neben den Unterlagen aus herzoglicher Zeit sämtliche relevanten Unterlagen der Kreisverwaltung zählen, 200 historische Urkunden, über 2000 historische Karten wie etwa alte Baupläne und Verkoppelungskarten aus dem 18. Jahrhundert und einige Bild- und Fotomaterialien. Das Archiv steht grundsätzlich jedem Bürger offen.