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Saatguternte in den Kreisforsten Herzogtum Lauenburg: 12.000 kg Eicheln für die nächste Eichengeneration

Die Eichenbestände in den Kreisforsten Herzogtum Lauenburg gelten bei Baumschulen als gefragte Lieferanten für qualitativ hochwertiges Saatgut. Im Oktober 2020 wurden bereits 7 Tonnen Eicheln in den Wäldern der Kreisforsten gesammelt. Der Großteil der diesjährigen Ernte ist für den Verkauf vorgesehen, ein weiterer Teil wird für die eigenen Flächen der Kreisforsten zur Aufstockung des Eichenanteils in den lauenburgischen Wäldern verwendet.

Zur Unterstützung der Erntearbeiten kamen zusätzlich die Unternehmen Tellioglu und Capli zum Einsatz, um noch einmal etwa 5 Tonnen in den Revieren Brunsmark und Farchau zu sammeln. Geerntet wird dabei fast ausschließlich Traubeneiche, die in den Kreisforsten am häufigsten anzutreffen ist. Die Eicheln werden nach dem Sammeln im Quartier nach Herkunft sortiert, mit Referenznummern versehen und getrocknet. Abnehmer sind Forst-Baumschulen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Die Kontrollstelle für forstliches Saat- und Pflanzengut in Kiel ist verantwortlich für die Zertifizierung, ohne die das Saatgut nicht in den Handel gebracht werden darf. Für die Zulassung wird das Saatgut dazu im Labor auf seine Keimfähigkeit geprüft, vor Ort findet eine Sichtkontrolle statt. „Die Traubeneiche wird als tiefwurzelnde, wärmeliebende Baumart mit ihrem wertvollen Holz zurzeit besonders von den Baumschulen nachgefragt und ist ein wichtiger Mosaikstein, um die Wälder klimastabil und artenreich aufzuforsten.“, erklärt Marcus Stechbarth, zuständig für die Ausbildung der zukünftigen Forstwirte in den Kreisforsten. Die Wertholz-Furnier-Traubeneichen, in denen aktuell mit den Auszubildenden Forstwirten geerntet wird, wurden vor 100 Jahren gepflanzt. 2018 war schon einmal ein Sammeljahr, seinerzeit kamen 11 Tonnen Eicheln zusammen. „Das werden wir dieses Jahr sogar toppen!“, sagt Philip Constantz, Auszubildender Forstwirt bei den Kreisforsten. Die aktuelle Waldinventur in den Kreisforsten zeigt mit zunehmender Dominanz der Buche gleichzeitig eine deutliche Abnahme der licht- und wärmeliebenden Eichenanteile in der zukünftigen Waldgeneration auf. Um die kostbare Eiche für die nachhaltige Wertholzproduktion und Biodiversität auch zukünftig mosaikartig im Wald zu erhalten, werden in den Revieren der Kreisforsten geeignete Waldflächen mit Stiel- und Traubeneiche aufgeforstet.

„Saat zu bekommen und zu planen ist schwierig, wir sind darauf angewiesen, was die Natur uns bietet.“, erklärt ErhanTellioglu, Gründer des in Kiel ansässigen Unternehmens „Die Nordmänner“. Denn die verschiedenen Baumarten produzieren nicht regelmäßig Saat, so haben die Buchen in diesem Jahr fast keine Saat hervorgebracht. „Doch die Baumschulen möchten gleichmäßig mit den verschiedenen Arten und verschiedenen Herkünften von uns beliefert werden.“, ergänzt er. Insgesamt hat er jetzt knapp 10 Tonnen Traubeneiche an Baumschulen geliefert. Neben der Eiche, liefert er sonst auch Buche. Außerdem ist sein Unternehmen auf die Hochernte, also das Zapfenpflücken mit dem Hubsteiger, spezialisiert. „Baumklettern ist mittlerweile zu gefährlich.“, ergänzt er und bezieht sich damit auf die Schadholzproblematik, unter der die von der Trockenheit geschwächten Bäume immer häufiger leiden.

Mit den zunehmenden Freiflächen durch Schädlingsbefall wird auch mehr Saatgut benötigt. „Wir brauchen mehr Saat, mehr Pflanzen für die Wälder, die in Deutschland zerstört sind.“, sagt er. Ein Kilogramm Saatgut beinhaltet etwa 150 bis 160 Eicheln. 400 bis 600 Kilogramm Eicheln benötigen die Waldbesitzer, um einen Hektar wiederaufzuforsten. „Wir liefern und liefern und es ist immer zu wenig.“, sagt Tellioglu.

Beim Sammeln im Wald wird von den Sammlern schon der erste Qualitätscheck vorgenommen, anschließend können die Eicheln aufwendig veredelt werden. So haben sich Unternehmen wie „Die Nordmänner“ und die Forstbaumschulen auf das sogenannte Aufschwemmverfahren spezialisiert. Für die Frühjahrssaat ist eine besondere Thermobehandlung in den Baumschulen erforderlich. Gerade bei der Eiche gibt es mehr Ausfälle, was es schwieriger und undankbarer macht, hohe Stückzahlen zu produzieren.

Grundlage für die Firmierung „Die Nordmänner“ war die Nordmanntanne, „mittlerweile habe ich alle Baumarten gleichliebgewonnen.“, beantwortet Tellioglu die Frage nach seiner Lieblingsbaumart, bevor er sich aus Fredeburg wieder auf den Weg nach Kiel macht.

Hintergrund

Als sicherstes Merkmal lassen sich die Trauben- und die Stieleiche anhand ihrer Früchte unterscheiden. Die Früchte reifen im September bis Oktober zu den markanten Eicheln. Sie sind nur für eine kurze Zeit keimfähig und wiegen ungefähr drei Gramm. Bei der Stieleiche sind die Eicheln an einem langen Stiel, bei der Traubeneiche ist es genau umgekehrt: ihre etwas kleineren Eicheln sind traubenartig angeordnet und stiellos mit dem Zweig verbunden.