Inhalt

Marc-Udo Wrage neuer Streetworker in Ratzeburg

Der 52jährige Marc-Udo Wrage ist seit dem 1. März Streetworker in Ratzeburg. Landrat Dr. Christoph Mager und Ratzeburgs Bürgermeister Rainer Voß stellten Wrage heute, 18.04.2016, der Öffentlichkeit vor. „Mit Teilnahme der Stadt Ratzeburg am Konzept Straßensozialarbeit im Kreis Herzogtum Lauenburg ist dieses Angebot der aufsuchenden Sozialarbeit nunmehr in allen Städten des Kreises sowie in der Gemeinde Wentorf etabliert. Der Kreis stand dem Wunsch der Stadt Ratzeburg, auch in der Kreisstadt aufsuchende Straßensozialarbeit anzubieten, sofort positiv gegenüber, deshalb freue ich mich, dass wir diesen nunmehr auch gemeinsam umsetzen konnten“, so Dr. Mager.

Marc-Udo Wrage ist regelmäßig am Dienstag von 17.00 Uhr bis 20.00 Uhr in der neugeschaffenen Anlaufstelle Schrangenstraße 18 in Ratzeburg anzutreffen. Außerdem ist er mobil und durch Whats App unter der Nummer 0151 551 410 35 erreichbar.

Vor seiner Tätigkeit in Ratzeburg war Wrage zunächst als Streetworker in Lübeck tätig und leitete dann fast zwei Jahrzehnte eine Kinder- und Jugendeinrichtung im Lübecker Stadtteil St. Lorenz, außerdem betreute er zusätzlich ein Sportprojekt in der Lübecker Justizvollzugsanstalt.

Seit mehr als 22 Jahren wird im Kreis Herzogtum Lauenburg aufsuchende Straßensozialarbeit angeboten. Nach dem Brandanschlag in Mölln am 23.11.1992, dem drei türkische Frauen zum Opfer fielen, beteiligte sich der Kreis 1994 an einem dreijährigen Modellprojekt „Straßensozialarbeit für gewalttätige und gewaltbereite Jugendgruppen und Szenen“ des Landes Schleswig-Holstein. Die beiden dafür eingestellten Straßensozialarbeiter hatten ihre Arbeitsschwerpunkte in Mölln und Geesthacht.

Da sich der Einsatz der „Streetworker“ bewährt hatte, wurde nach Ablauf des Modellprojektes 1998 ein „Projekt Straßensozialarbeit“, zunächst befristet auf drei Jahre, neu eingerichtet. Die Kosten dafür teilten sich der Kreis und die beteiligten Städte Mölln und Geesthacht sowie die inzwischen hinzu gekommene Stadt Schwarzenbek.

Nach Verlängerung der Befristung bis 2005 erfolgte schließlich, mit Wirkung zum 01.01.2006, die endgültige Etablierung der Straßensozialarbeit im Kreis Herzogtum Lauenburg, mit Beteiligung der Städte Mölln, Schwarzenbek, Geesthacht, Lauenburg und ab 2008 der Gemeinde Wentorf bei Hamburg.

Seit dem 01.03.2016 gibt es nun auch einen Straßensozialarbeiter in Ratzeburg. Einen entsprechenden Antrag stellte die Stadt Ratzeburg bereits im April 2014. Zunächst war geplant, diesen neuen Einsatzort über Teilnahme am ESF Modellprogramm „Jugend stärken im Quartier“ zu finanzieren. Nach Prüfung der Antragsunterlagen des ESF Programms und der im Rahmen eines Workshops am 02.12.2014 in Köln mitgeteilten weiteren Anforderungen, stellte sich heraus, dass für den Kreis Herzogtum Lauenburg eine Teilnahme am ESF Programm nicht möglich ist. Die Stadt Ratzeburg erweiterte deshalb mit Schreiben vom 08.01.2015 ihren Antrag auf Mitfinanzierung einer Stelle Straßensozialarbeit im Rahmen der bisherigen Regelungen des Kreises und stellt dafür 34.000 € jährlich zur Verfügung.

Gesetzliche Grundlage der Straßensozialarbeit ist der § 13 SGB VIII, Jugendsozialarbeit. Zielgruppe der Straßensozialarbeit sind gewaltbereite und gewalttätige junge Menschen, die aufgrund ihrer besonders konfliktreichen Hintergründe zum Teil nicht mehr in die Gesellschaft eingegliedert sind. Sie treffen sich an öffentlichen Plätzen, die sich der unmittelbaren Kontrolle der Erwachsenenwelt entziehen und drohen Werte und Verhaltensmuster zu entwickeln, die für sie oder andere eine Gefährdung darstellen.

Aufgabe von Straßensozialarbeit ist es, diese jungen Menschen an ihren Treffpunkten aufzusuchen, ihnen Beziehung anzubieten und ihr Vertrauen zu gewinnen. Dabei soll Straßensozialarbeit gesellschaftliche Grundhaltungen vermitteln und Hilfsangebote entwickeln oder die Jugendlichen motivieren, bestehende Hilfsangebote anzunehmen, um sie in die gesellschaftlichen Abläufe (wieder) einzugliedern. Ferner soll sie bei sozial- und jugendpolitischen Entscheidungsprozessen beratend mitwirken und sich an der Entwicklung von Jugendhilfestrukturen beteiligen, um der Ausgrenzung junger Menschen entgegenzuwirken.

Die Straßensozialarbeit im Kreis hat den Arbeitsansatz der akzeptierenden Jugendarbeit. Straßensozialarbeit akzeptiert die Menschen, nicht ihre Taten. Grundlegende Prinzipien sind Freiwilligkeit, Parteilichkeit, Anonymität und Lebensweltorientierung.