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Datum: 17.04.2018

Lauenburg an der Elbe wird zum Testzentrum für hochautomatisierte Busse

Das Thema Autonomes Fahren wird aktuell viel diskutiert. Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) spielte dabei bislang jedoch lediglich eine untergeordnete Rolle. Das soll sich nun ändern. Im Kreis Herzogtum Lauenburg geht man mit dem Aufbau eines Testzentrums für automatisiert verkehrende Busse (TaBuLa) einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft.

Im Projekt TaBuLa (Laufzeit: 01.01.2018 - 30.06.2020) sollen Potenziale und Hemmnisse des Einsatzes automatisierter und vernetzter Fahrzeuge im ÖPNV untersucht und eine Testumgebung für automatisierte Busverkehre unter realen Bedingungen geschaffen werden. Ausdrückliches Ziel ist dabei der Aufbau einer Testumgebung, welche sich nicht auf einem abgeschlossenen Gelände befindet, sondern im realen Betrieb mit Fahrgästen und Mischverkehr funktioniert. Das Projektvolumen beträgt 2,3 Millionen Euro. 1,9 Millionen Euro werden durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen der Förderrichtlinie „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ gefördert. Projektpartner sind der Kreis Herzogtum Lauenburg als ÖPNV-Aufgabenträger sowie die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) als Betreiber der Fahrzeuge. Für die Projektleitung sowie die wissenschaftliche Begleitung zeichnet die Technische Universität Hamburg (TUHH) verantwortlich. Als Testzentrum wurde die Stadt Lauenburg/Elbe ausgewählt, da sie exemplarisch für die Kategorie der Kleinstädte im ländlichen Raum steht und sich somit die gewonnenen Erkenntnisse auf viele andere Städte übertragen lassen.


Bis der erste Kleinbus durch Lauenburg fährt, wird es allerdings noch ein wenig dauern. Das erste Jahr wird von der Auswahl der Fahrzeuge und der Umsetzung von Anforderungen an die Umgebung sowie der Genehmigung des Verkehrs geprägt sein. Erst Anfang 2019 fällt der Startschuss zur Ausbauphase 1, während der der automatisiert fahrende Kleinbus zwischen dem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) und dem Rathaus in der Oberstadt verkehren soll. In der anschließenden zweiten Ausbaustufe wird die rund 300 Meter lange Strecke ausgeweitet. In der dritten und abschließenden Ausbauphase soll der automatisiert fahrende Kleinbus dann auf einem Teilstück der bestehenden VHH-Linie 338 zum Einsatz kommen und vom ZOB in der Oberstadt in die am Elbufer liegenden Altstadt sowie wieder zurück verkehren. Dies ist ein Test unter anspruchsvollen Bedingungen, da sich die Strecke durch viele enge Straßen, starke Steigungen und Gefälle auszeichnet. Gleichzeitig zur sukzessiven Erweiterung der Strecke soll auch das Fahrzeug in verschiedenen Entwicklungsstufen betrieben werden. Nach einem Probebetrieb ohne Fahrgäste erfolgt der automatisierte Betrieb mit Fahrgästen und geschulter Begleitung. Angestrebt wird in einer weiteren Phase der autonome Betrieb mit Fahrgästen ohne Begleitung
Die TUHH führt in dem Projekt planerische und betriebliche Begleitstudien durch, die das Zusammenspiel mit dem konventionellen ÖPNV, die Anforderungen an die Infrastruktur und die Integration in den Verkehrsfluss betrachten. In Zusammenarbeit mit den Fahrgästen und anderen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern werden von der TUHH Akzeptanzstudien im Betrieb durchgeführt, die Aufschluss über das subjektive Empfinden der Testparameter (z. B. Geschwindigkeit und Bedienhäufigkeit) geben. Die Ergebnisse können damit Grundlage für eine Verbesserung und Ergänzung des bestehenden ÖPNV-Angebotes auch in anderen ländlichen Regionen werden.