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Datum: 18.06.2012

Kreisarchiv übernimmt Nachlass des Ratzeburger Schriftstellers und Heimatforschers Hans Ferdinand Gerhard

Heute. 18. Juni 2012, haben die Enkel des Ratzeburger Schriftstellers und Heimatforschers Hans Ferdinand Gerhard den literarischen Nachlass ihres Großvaters dem Kreisarchiv zur Verwahrung und öffentlichen Nutzung übergeben. In einer kleinen Feierstunde im Alten Kreishaus wurde aus diesem Anlass ein „Depositalvertrag“ unterzeichnet. Die Leiterin des Kreisarchives, Frau Cordula Bornefeld, sagte dazu: „Ich freue mich auf die interessante Ergänzung unseres Archivbestandes durch die Aufnahme des Nachlasses Hans Ferdinand Gerhard, auf dessen Spuren man in der Kreisarchivgeschichte noch allemal trifft.“
 
Hans Ferdinand Gerhard wurde 1868 in Wolfenbüttel geboren. Er studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Leipzig, Berlin, Freiburg, Genf und Heidelberg, wo er zum Dr. phil. promoviert wurde. Längere Studienreisen führten ihn nach Frankreich und England. Ab 1895 arbeitete er als Journalist und Theaterkritiker bei der Tageszeitung „Hamburger Correspondent“ und war Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft Hamburg. Zu seinem Bekannten- und Freundeskreis zählten u.a. Detlev von Liliencron, Otto Falke, Otto Ernst und Richard Dehmel.
 
1905 beendete er seine journalistische Tätigkeit und zog mit seiner Familie nach Ratzeburg, um als freier Schriftsteller zu arbeiten. Sein Haus in der Ratzeburger Vorstadt befindet sich noch heute im Familienbesitz. Hier entstanden zahlreiche Erzählungen, Lustspiele und auch der Hamburg-Roman „In der Jodutenstraße“ (1912). Nach dem Ersten Weltkrieg (1922) berief ihn der Kreis Herzogtum Lauenburg als „Organisator des freien Bildungswesens“, um die Erwachsenenbildung und das Archiv- und Büchereiwesen aufzubauen. Im Jahr 1925 sorgte er für einen Neustart der Vereinszeitschrift des Lauenburgischen Heimatbund- und Geschichtsvereins „Lauenburgische Heimat“ als Fortsetzung des „Vaterländischen Archivs“, das 1918 eingestellt worden war. In den folgenden Jahren bot sie das Forum für verschiedene Artikel von ihm. Bekannt geworden sind seine „Federzeichnungen zur Lauenburgischen Geschichte“, von denen erst kürzlich einige neu verlegt worden sind. Hans Ferdinand Gerhard widmete sich intensiv dem Aufbau des Kreisarchivs und erlebte 1929 als Höhepunkt seiner Arbeit die Eröffnung des Heimatmuseums des Kreises, das heute im Herrenhaus am Ratzeburger Dom untergebracht ist. Er starb am 15.September 1930.
 
Sein Nachlass enthält neben einer Sammlung von mehreren 100 Hamburger Theaterkritiken aus den Jahren 1895 bis 1905 Manuskripte seiner veröffentlichten und unveröffentlichten literarischen Texte sowie zahlreiche Vorträge und Artikel zu literarischen und historischen Themen und Persönlichkeiten. Das Kreisarchiv wird den Nachlass nach einer fachgerechten Aufbereitung und Inventarisierung der Öffentlichkeit zu Forschungszwecken zugänglich machen.