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Datum: 02.04.2014

Jugendliche begeistern mit tollen Projekten

Junge Menschen sollten sich für ihre Interessen einsetzen und sich am gesellschaftlichen Geschehen auch über das eigene Umfeld hinaus beteiligen. Diese Meinung vertreten Jugendliche und Politik, und trotzdem gibt es oft enttäuschte Erwartungen: bei der Politik, weil die Jugendlichen schwer zu erreichen sind und bei den Jugendlichen, weil sie sich von der Politik nicht ernst genommen fühlen.

Die Organisatoren der Fachtage „Mitwirken - aber richtig!" hatten sich vorgenommen, diese Situation aufzubrechen. Ihrer Einladung folgten achtzig Jugendliche aus den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Segeberg, aus der Stadt Lübeck und vereinzelt aus Schleswig Holstein. In der vergangenen Woche kamen sie für zwei Tage in die Jugendherberge Ratzeburg, um sich fortzubilden, sich zu vernetzen und ihre Beteiligungsprojekte der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Besonders erfreut waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das breite Interesse aus Politik und Verwaltungen. Neben zahlreichen Mitgliedern des Kreistages und des Jugendhilfeausschusses informierten sich unter anderem der Landtagsabgeordnete Tobias von Pein (SPD) sowie die Bürgermeister der Städte Ratzeburg und Mölln Rainer Voss und Jan Wiegels.

Mehr als zwanzig unterschiedlich weit fortgeschrittene Projekte konnten am zweiten Tag den Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik und Verwaltung vorgestellt werden. Sie erhielten Einblicke in die Arbeit der Jugendbeiräte aus zahlreichen Städten und Gemeinden oder Jugendzentrumsinitiativen, sowie Informationen zur Demokratie an Schulen, alltagsdemokratischen Abläufen oder projektorientierten Beteiligungsformen.

Aus Saalfeld in Thüringen war eine Delegation der Jugendarbeit angereist, die dargestellt hat, wie dort in den vergangenen zwanzig Jahren „Jugendbeteiligung“ nachhaltig implementiert wurde. Dort hat sich neben zahlreichen Aktionen und Jugendbeteiligungsstrukturen u. a. am Gymnasium das Schul-Organisations-Komitee, genannt „Schoko-Projekt" entwickelt. Es ist ein unterschiedlich besetztes Schülergremium, das vertraglich vereinbart eigenverantwortlich und ohne Einfluss der Lehrkräfte zehn Schultage im Jahr organisieren. Das sind in diesem Jahr z.B. die fünf fest eingeplante Tage vor den Sommerferien, ein Halloween- und ein Faschingstag usw.

„Es war für die Lehrkräfte nicht einfach, den Schülerinnen und Schülern die Verantwortung zu überlassen. Aber als gesehen wurde, mit welcher Kompetenz das "Schoko-Projekt" gearbeitet hat und welche wunderbaren Ergebnisse erzielt wurden, konnten auch die Vorbehalte abgebaut werden,“ stellt Hanka Giller, Bereichsleiterin Jugendarbeit in Saalfeld den Projektverlauf dar. „Genau diese Erfahrung haben wir auch in der Verwaltung gemacht, aber zum Glück steht der Bürgermeister für eine umfängliche Jugendbeteiligung ein," betont Hanka Giller. Und welchen persönlichen Gewinn die jungen Menschen aus ihrem freiwilligen Engagement ziehen, wurde z.B. bei den Fachtagen deutlich, wenn sich ein 10- jähriges Mädchen aus der Grundschule traut, vor 120 Personen ins Mikrofon zu sprechen und Politikern Fragen stellt.

In Workshops zu „Öffentlichkeitsarbeit und Presse, Rhetorik, e-participation, Projektmanagement" usw. holten sich die jungen Leute zusätzliches Handwerkzeug für ihre Aktivitäten. Der informelle Austausch zwischen den Projekten führte zu zahlreichen neuen Kontakten. Es wurden Ideen ausgetauscht, fachlich diskutiert und neue Initiativen gestartet.

Im abschließenden Teil der Fachtage „Mitwirken - aber richtig" konnten die Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung und Politik in Tischgesprächen mit den Jugendlichen von der Ernsthaftigkeit und Kooperationskompetenz der jungen Leute überzeugen. Die Jugendlichen hatten zwanzig Fragen und Thesen erarbeitet, die an den Tischen diskutiert wurden: - „Wir brauchen Hilfe und nicht Beschuldigungen" oder „Mit dem Eintritt in die Schule verlassen Sie den demokratischen Sektor der Bundesrepublik!" oder „Wahlalter ab 14?" oder „Sollte es eine Altersbegrenzung für Politiker geben?" diese Themen wurden lebhaft von jung und alt diskutiert und hat viele der erwachsenen Gäste beeindruckt.

„Die Veranstaltung soll auch bewirken, dass die Politik zunehmend erkennt, dass die Einbeziehung der Jugendlichen nicht die Macht oder den Einfluss der Verantwortlichen untergräbt, sondern eine zusätzliche Kompetenz darstellt," wünschen sich Matthias Beck vom Kreis Herzogtum Lauenburg, Birgit Reichel aus der Hansestadt Lübeck und Jens Lindemann von der Jugendakademie Segeberg.